Stellen Sie sich vor, Sie gehören zu dem Personenkreis der nicht oder kaum sprechenden Menschen. Stellen Sie sich dafür mal vor, Sie könnten Ihre Gefühle und Wünsche nicht mitteilen, keine Personen benennen, über Zeit und Ort keine Angaben machen, nicht über Ereignisse sprechen und keine Fragen stellen! Fühlen Sie sich dann wohl? Würden Sie sich verstanden fühlen? Ja genau, so geht es vielen unserer Leistungsnehmer, die wir tagtäglich betreuen.
Die Erfahrung, nicht sprechen zu können und deshalb oft nicht verstanden zu werden, prägt die Lebensgeschichte vieler unserer Leistungsnehmer. Jeder Mensch entwickelt angesichts dieses emotionalen Mangels eine Reihe von Ausgleichsmöglichkeiten, um sich das zu holen, was jeder Mensch braucht: kommunikative Zuwendung! Oft ist dieser Ausgleich so auffällig, dass daraus ein „auffälliges“ Verhalten entsteht.
Im Louise von Marillac Haus leben genau diese Menschen mit „auffälligem“ Verhalten. Menschen, die sich nicht über die Lautsprache verständigen können. Menschen, die kaum sprechen oder aber nur schwer verständlich sind. Menschen, die nur einem vertrauten Personenkreis gegenüber sprechen oder nur unter bestimmten Rahmenbedingen.
Damit aber auch genau diese Menschen sich verständigen können, werden ihnen alle pädagogischen und therapeutischen Hilfen durch unsere Mitarbeitenden angeboten. Mit Hilfe der unterstützten Kommunikation erfahren unsere Bewohner eine Erweiterung ihrer Kommunikationsmöglichkeiten.
Sei es mit Bild-oder Symbolkarten, mit einer Kommunikationstafel oder individuellen Büchern mit Fotos, Bildern und Symbolen,
aber auch mit Verständigung durch spezielle Talker lernen unsere Leistungsnehmer sich mitzuteilen.
Durch Symbolkarten an Schränken, im Bad und am Wochenplan lernen sie sich zu orientieren. Sie bieten ihnen Struktur im Alltag.
Eine elementare Hilfe ist der Einsatz von körpereigenen Kommunikationsformen z.B. durch Mimik, Gestik, Gebärden, Blickbewegungen oder Zeigen. Jeder bekommt genau das an Hilfen, die er braucht, angelehnt an seinen Wortschatz und die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten. Erfolge in der Kommunikation bedeuten eine Steigerung des Selbstwertgefühls und führen im besten Fall zu Aggressionsabbau.
Sprechen zu können bedeutet also Teilhabe und mitten im Leben zu stehen. Genau deshalb ist unterstützte Kommunikation so wichtig. Damit jeder einzelne Leistungsnehmer weiterhin, egal mit welcher körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung bzw. Behinderung
- auf sich aufmerksam machen kann
- Kontakt aufnehmen kann
- fordern kann
- etwas ablehnen kann
- etwas fragen kann
- protestieren kann
- zustimmen und kommentieren kann
- erzählen kann
- Informationen geben und erhalten kann
- Bedürfnisse und Gefühle ausdrücken kann.
So, wie Sie und ich. So, wie unsere 24 zufriedenen Leistungsnehmer/-innen im Louise von Marillac Haus des Vinzenz-Heims Aachen.
Stefanie Arbter, Abteilungsleiterin LVM